Tag 8 (1.6) Skaftafell-Hoefn

Zusammen mit Steffen stand heute eine viel längere Etappe zu Buche als dies ursprünglich geplant gewesen war. Aber zu Beginn waren die Bedingungen super und wir konnten viele Kilometer abspulen. Gegen Abend hatten wir wieder mit viel Wind zu kämpfen aber da war klar, dass wir Hoefn erreichen müssten. Also bissen wir auf die Zähne.

Heute war nur eine 70 km Etappe geplant. Mit dem Breidarðamerkursandur galt es die zweite grosse Sanderfläche zu überwinden. Heute Morgen war immerhin schon einmal Sonneschein bei der Abfahrt gewesen. Da macht es doch gleich mehr Spass auf das Rad zu sitzen.

Die erste Stunde war gut zu fahren, bis es nach einem kurzen Hügel auf’s offene Land rausging. Bummmmm! Da stand sie wieder die Gegenwindwand. Gegenwind scheint es hier immer nur im Extremen zu geben. Und schon sass man wieder auf dem Rad und keulte gegen das Pfeiffen von Vorne.

Der erste Halt war beim Jökursárlón vorgesehen, da wurde der James Bond Film mit Hale Berry gedreht. Hier hat er seinen Aston Martin auf dem Eissee schrotten dürfen. An dieser Stelle fliesst der Gletscher in einen See rein und überall hat’s tolle Eisberge. Aber all das lag noch in weiter Ferne und es dauerte geschlagene 3h bis ich dort war.

Dazwischen hat es mich 2 Mal von der Strasse abgetrieben und ich bin in den Graben gefahren. Der Wind hat so stark mit Böen von Links gedrückt, dass man auch mit Dagegenlehnen keine Chance hatte. Ich war ziemlich am Fluchen und es war gut dass mich niemand hören konnte. Der hammermässige Ausblick am Jökursárlón entschädigte allerdings für alle Strapazen, zumal nun auch die Sonne am Himmel stand und eigentlich ein toller Tag war.

Am Cafe habe ich erst mal etwas zum Essen gekauft und die Kalorien nachgefüllt, die ich verbraucht hatte. Nach einer halben Stunde kam auch Daniel an und wir konnten gemeinsam über den Wind schimpfen. Ihn hatte es nur einmal von der Strasse gefegt…

Der erste Blick auf die kleinen Eisberge


Eisschollen auf dem See


Und noch mehr davon…


Eis in allen Variationen


Man könnte meinen man wäre in der Arktik


Der Wind hilft mit interessante Gebilde zu formen


Mit diesen Teilen kann man sich umherschippern lassen.


Mit diesen Leider nicht, die sind anscheinend nur füt Notfälle

Nach einer Stunde Pause waren wir bereit wieder den Kampf mit den Naturgewalten aufzunehmen. Glücklicherweise kam der Wind nun vom Meer her, was in unserem Fall Wind von rechts bedeutetete. Also kein direkter Gegenwind mehr. Und schon zeigte mein Tacho über 20km/h an. Nach endlosen Stunden und wenigen Pausen konnte ich nach rund 100 gefahrenen Kilometeren unser Tagesziel Höfn in der Ferne sehen.


Einsames Gehöft auf dem Weg nach Höfn


Kirche am Wegesrand

Aber wie immer in Island gibt es Überraschungen… Denn die kürzestete Verbindung zweier Punkte ist der Umweg. Also anstatt die Strasse direkt dorthin zu bauen führte diese wieder ins Landesinnere und in die Hügel… Hääähhh? Das konnte doch nur ein schlechter Scherz sein! Der Grund dafür wurde auf den Hügeln sichtbar. Eine riesige Bucht mit einem Sumpf war zwischen mir und Höfen. Also nix aus 10 km Luftlinie… Das wäre ja zu einfach gewesen. Es waren 34 km am Ende.


Wahrscheinlich günstig zu vermieten….Leichter Renovationsbedarf

Die letzten davon wieder mit Wind voll von vorne, weil wir ja wieder aus den Bergen zurück ans Meer mussten. Und von da kam ja der Wind her.

Nach 10 Stunden und 7,5 h reiner Fahrzeit war der Campingplatz in Höfn erreicht. Ich war gut müde und Daniel war ebenfalls platt. Da beide keine Lust zum kochen hatten, sind wir was essen gegangen. Leider war die Portion für einen ausgehungerten Radahrer viel zu wenig und ich musste noch eine Tafel Schokolade hinterher schieben. Der Preis war allerdings der von zwei Portionen. Essen gehen ist hier echt ein teurer Spass.

Etwas später kam noch ein deutscher Radler auf den Campigplatz, der sich die gleiche Strecke gegeben hatte. Auch Steffen war ziemlich am Ende, was kein Wunder war. Für den morgigen Tag hatte ich schon einen Ruhetag eingeplant. Meine Knie brauchten endlich mal etwas Ruhe. Denn ich hatte bis zu diesem Zeitpunkt bereits über 600 km hinter mich gebracht. Für die Erste Woche ein guter Wert. Vor allem bei diesen schwierigen Bedingungen.

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