Auch wenn hier ähnliches gilt wie damals als wir in Pakistan den Karakorum-Highway gefahren sind – auch der Leh-Manali-highway verdient rein strassentechnisch den Namen highway nicht wirklich. Auch hier sind asphaltierte Abschnitte eher die Ausnahme als die Regel. Aber trotz allem sind die Strassen in Ladakh im Durchschnitt in besserem Zustand als die in Pakistan.Auch hier wird überall an der Strasse gearbeitet- aber im Gegensatz zum KKH kann man sich hier tatsächlich vorstellen, dass dieser knapp 500 Kilometer lange Abschnitt irgendeinmal durchgehend asphaltiert sein wird.
Die Bauarbeiten machen auf alle Fälle einen etwas koordinierteren Eindruck als noch jenseits der Grenze. Das mag auch daran liegen dass Indien das reichere Land ist und man daher auch mehr Baumaschinen sieht und nicht fast alle Arbeit Handarbeit ist. Auch hier sieht man viele Arbeiter nur mit Hämmern, Eisenstangen usw. die Steine zerklopfen und diese schweren Steine von Hand durch die Gegend tragen. Aber es gibt eben auch Bagger, Lastwagen und Bohrgeräte.
Soweit zum technischen Teil dieses Highways. Aber das alleine wäre keinen Blogeintrag wert, denn wo wäre dann die Superlative, wie in der Überschrift erwähnt? Diese hat mit der Höhe der Strasse zu tun. Nördlich von Leh liegt der höchste mit dem Auto befahrbare Pass der Erde. Dieser ist 5600 Meter hoch und würde ohne entsprechende Akklimatisation bei den meisten Menschen Höhenkrankheit bedeuten. Somit bleibt dem Leh-Manali Highway die Krone des höchsten Passes verwehrt – aber die Nummer Zwei ist in Zahlen ausgedrückt immer noch spektakulär genug. Der Taglang La ist 5330 Meter hoch und somit höher als alle Berge der Alpen. Und mit dem Lachung La und seinen 5060 Metern kommt ein weiterer Pass mit über 5000 Metern hinzu. Der dritte sehr hohe Pass namens Baralacha La schafft es mit seinen 4950 Metern nur ganz knapp nicht mehr die magische fünftausender Grenze zu knacken.
Diese Zahlen waren uns vor der Abfahrt in Leh bekannt, denn sie stehen so schwarz auf weiss auf der Karte. Und da wir auf keinen Fall die Höhenkrankheit riskieren wollten (Jan hatte da in Ecuador leidvolle Erfahrungen gemacht), beschlossen wir uns stückweise nach Oben zu „arbeiten“. Das geht ganz gut, denn von Leh kommend folgt man dem Industal, bevor man in ein Seitental abbiegen muss auf dem Weg nach Süden. Dieses steigt langsam an und man kann problemlos eine Übernachtung einschieben auf dem Weg nach ganz Oben.
Diesen Zwischenstop legten wir auf viertausend Metern ein, bevor wir am nächsten Tag über den Taglang La fuhren. Von Leh kommend, ist der höchste Pass gleich der Erste. Für uns alle war der Pass der höchste Punkt, den wir jeh betreten hatten, Lola war quickfidel und den Eltern ging’s soweit auch gut. Trotzdem blieben wir nur für einen Tee auf der Passhöhen und machten uns danach in tiefere Gefilde auf – soweit man bei 4500 Metern davon reden kann. Denn auch das wäre in den Alpen noch höher als die meisten Gipfel.
Wir übernachteten am Tso KarSee und verbrachten dort eine tolle Nacht mit einem unglaublich beeindruckenden Sternenhimmel. Die Gegend ist dort oben immer noch wüstenartig, wenn man mal vom See absieht, der einzig von Gletscherwasser gefüllt wird. Aber auch hier sind Niederschläge sehr sehr selten und Bäume oder Sträucher sind hier nirgendwo zu sehen. Manchmal wächst etwas Grass, Moos oder sonstige Pflanzen aber nichts was höher als 30 cm wäre. Dafür gibt’s viel Sand und Steine…
Die Hochebene war auch aus fahrtechnischer Sicht etwas besonderes, denn auch hier wird eifrig am highway gebaut, was dann bedeutet, dass er streckenweise gesperrt ist. Dann steht man vor ein paar Steinen auf der Strasse, diese werden aus Ermangelung von rot-weissen Hütchen verwendet, besagen aber das Gleiche. Dazu kommt dann ein Schild wo „Diversion“ drauf steht also zu gut deutsch „Umleitung“ und das zeigt dann nach links oder rechts. Aber egal ob man nach links oder rechts schaut, da ist nur Steppe für 2-3 Kilometer – eine beschilderte Umleitung ist nicht zu erkennen. Da die Hügel links und rechts das Tal begrenzen ist aber klar in welche generelle Richtung die Reise geht. Ausserdem kann man ja jederzeit die „Strasse“ sehen an der gebaut wird.
Somit hat man nun rund 2 Kilometer Platz und kann sich seine Fahrspur selbst aussuchen. Man fährt durch rund 30 cm tiefen Sand der teilweise so fein wie Puderzucker ist. Das macht dann richtig Spass vor allem wenn man Nanuk unter dem Hintern hat. Weniger Spass macht es für Autos die hinterherfahren, denn die Staubwolke die man aufwirbelt ist massiv. Aber man muss eine gewisse Geschwindigkeit beibehalten, will man nicht stecken bleiben. Glücklicherweise hat es hier sehr wenig Verkehr und man kommt aneinander vorbei. Wie gesagt, mann kann sich ja seine Fahrspur aussuchen – breit genug ist es ja.
Respekt sei an dieser Stelle den Radfahrern gezollt, die wir gesehen haben und für die dieser Abschnitt vermutlich deutlich weniger spassig war als für uns.
Mit einem weiteren Zwischenstop erreichten wir Keylong, wo es wieder Bäume gibt und wir nur noch auf 3200 Metern schlafen. Aber die nächsten Strassen ähnlichen Kalibers liegen vor uns. Wir sind gespannt was uns erwartet.