Man fragt sich ja immer mal wieder im Leben wie hoch man eigentlich Sch… eigentlich stapeln kann. Und immer wenn man sich denkt, man hätte nun das absolute Maximum erreicht wird man eines besseren belehrt. Mehr geht anscheinend immer… Aber nun ganz der Reihe nach.
Frohen Mutes verliessen wir mit frischgeschweissten Tanks Kathmandu in Richtung Süden, sprich indische Grenze. Wir fuhren wieder einmal eine dieser engen und rumpeligen Bergsträsschen auf denen man nur sehr langsam voran kommt. Aber wir waren ja froh endlich wieder einmal mit unserem Nanuk und sozusagen in unseren eigenen vier Wänden unterwegs zu sein. Es fühlte sich prima an, wieder draussen in der Natur schlafen zu können, auch wenn die Nacht recht kühl war.
Am nächsten Tag hörten wir die ersten leisen Geräusche aus Richtung Getriebe, aber noch nicht in einem sehr besorgniserregenden Masse. Die Fahrt bis zur indischen Grenze, verlangte von uns genügend Aufmerksamkeit, da der Verkehr zusehends „indischer“ und somit auch mehr wurde. Dieses Mal dauerte der Zollübertritt so lange wie noch nie, was aber eindeutig an den Indern lag, denn die nepalesische Seite war schnell erledigt. Auch wenn wir dort ebenfalls unnötigerweise rund 20 Minuten warten mussten, da sich wieder einmal ein paar Fahrzeuge verkeilt hatten. Das Konzept wer nun genau rechts oder links fahren soll, führt immerwieder zu aberwitzigen Verkehrssituationen. Da niemand auch nur eine Sekunde warten kann, entstehet schnell ein Knäuel, das dann wieder seine Zeit braucht um entwickelt zu werden.
Wir konnten direkt an der Grenze übernachten und hatten uns fest vorgenommen, Indien locker anzugehen. Der erste Eindruck war gar kein Schlechter, da die Temperaturen im Moment äusserst angenehm sind. Und wir einen recht netten Schlafplatz direkt an der Grenze gefunden hatten.
Am nächsten Morgen fuhren wir also die ersten Kilometer in Indien und die Strasse war wieder einmal ein absolutes Trauerspiel, aber Nanuk steckt solche Schläge wieder klaglos weg, seit die Stossdämpferaufnahmen frisch geschweisst wurden. Nach einigen Stunden Fahrt überquerten wir den Ganges nahe Patna, die Brücke über den Fluss ist anscheinend eine der längsten in Indien.
Leider waren während des Tages immer mal wieder Probleme beim Gangwechseln aufgetreten und wir machten uns verstärkt Sorgen ob das wohl noch mehr werden würde. Leider war ab Patna ziemlicher Stop and Go Verkehr und man hätte eigentlich viel schalten sollen, aber genau das wollten wir vermeiden. Immer häufiger kam es zu Problemen beim Gangwechseln und wir mussten die Gänge teilweise mit roher Gewalt reindrücken. Als es bereits dunkel wurde, fanden wir einen halbwegs passablen Schlafplatz und beschlossen am nächsten Morgen schon früh loszufahren um weniger Verkehr zu haben. Das Ziel war es irgendwie Kolkata zu erreichen ohne stehen zu bleiben.
Da wir am nächsten Morgen sehr früh losfuhren, hatten wir tatsächlich etwas weniger Verkehr, dafür aber auch stockdichten Neben und wir beschlossen uns hinter einen Lastwagen zu hängen. In einem Dorf konnten wir dann gar nicht mehr schalten und als wir in eine Tankstelle fuhren, liess sich nicht mal mehr ein Gang auskuppeln und der Rückwärtsgang steckte fest. Wir rüttelten das Auto hin und her und konnten so den Gang entklemmen. Uns war klar, dass wir das über 500Kilometer entfernte Kolkatta so nicht mehr erreichen würden.
Wir fuhren mit irgendwelchen Gängen weiter um eine Werstatt zu suchen, aber dank des dichten Nebels war das nicht so leicht. Ausserdem waren wir in ziemlichen Niemandsland unterwegs. Leider produzierte das Getriebe nun immer fiesere Geräusche und schalten war gar nicht mehr möglich. Also rollten wir in eine Hofeinfahrt und machten uns auf der Suche nach einem Mechaniker. Der kam wenig später und fuhr mit uns zu seiner Hinterhofwerkstatt. Die Einfahrt war aber zu eng für unser Auto als wurde die erste Inspektion auf der Strasse gemacht. Natürlich standen sofort eine Menge Menschen um uns herum, denn Ausländer sind in dieser Ecke der Welt eher selten.
Dass das so nix werden würde, erkannte auch unser Mechaniker, der übrigens Munna heisst und er brachte uns zu seiner neuen Halle, die aber noch nicht fertig gestellt ist. Dort hatte es noch kein Werkzeug, aber einen Betonboden und es war ruhig. Er und seine Mechaniker machten sich daran das Getriebe auszubauen und mir war klar, dass es vermutlich so nicht weitergehen würde. Denn ohne Spezialwerkzeug lässt sich so ein Getriebe nicht auseinanderbauen, geschweige denn revidieren. Das dass selbst mit einer gut ausgerüsteten Werkstatt nicht unbedingt geht, hatten die Nepalis ja gerade eindrücklich bewiesen. Zumal natürlich Ersatzteile in Indien ebenfalls kaum aufzutreiben sind.
Nach zwei Tagen organisierten wir uns einen Lastwagen, der uns samt Auto nach Kolkatta bringen sollte. Wir durften zwei Nächte bei Munnas Familie verbringen, leider war die Konversation schwierig, da alle nur wenig englisch sprechen. Aber wir waren sehr dankbar darüber, dass wir in Bihar Sharif, so der Name der Stadt, viele freundliche und hilfsbereite Menschen gefunden hatten. Uns wurde gesagt, dass wir am Montag sehr früh abfahren würden, tatsächlich war es dann aber 18:30 Uhr am Abend. Das ist Indien, bis alles organisiert war und dann das Auto auch noch auf dem LKW war, brauchte seine Zeit. Aber das Verladen des Autos wäre eigentlich fast ein eigener Blogeintrag wert gewesen.
Leider fing unsere kleine Lola während des Tages an zu brechen und sie war logischerweise sehr weinerlich. Das war natürlich der schlechteste Zeitpunkt um krank zu werden. Jan koordinierte das mit dem Transport und Liliane versuchte zu Lola zu schauen so gut das irgendwie ging. Aber wenn man immer 30 Leute um sich herumstehen hat, ist das natürlich nicht so leicht. Dabei hatte Munnas Familie gleich ein paar Leute abgestellt, die uns halfen – auch dabei die vielen Gaffer wegzuscheuchen. Diese waren dann aber doch noch nützlich als es daran ging Nanuk auf den LKW zu verfrachten. Mit vermutlich 30 Leuten war das gar kein Problem.
Nun ging es an die 540 Kilometer lange Fahrt durch die Nacht. Unserer Fahrer machte seine Sache gut und wir kamen wohlbehalten im Hafengebiet in Kolkata an. Das war heute Morgen. Es dauerte noch bis kurz nach zwölf, bis unser Nanuk mit einem Kran auf’s Gelände gehievt wurde. Lola hatte während der langen Fahrt mehrmals brechen müssen und war ziemlich am Ende. Zum Glück hatten wir vor zwei Monaten einen Hoteltip von einem anderen Travellerpäärchen bekommen und konnten uns dorthin flüchten. Wir hatten seit 24 h praktisch nichts gegessen und die letzte Dusche lag auch schon 5 Tage zurück. Das war eine harte Nummer! Für all unsere Leser die immer noch glauben wir wären in den Ferien, können wir einmal mehr versichern, dass wir diese im Moment echt nötig hätten.
Nun versuchen wir uns zu erholen und die nächsten Tage organisieren wir die Verschiffung mit Nanuk im Container. Sein Ziel heisst Auckland Neuseeland, wo wir dann hoffentlich auch bald eintreffen werden. Allerdings möchten wir noch eine Weile in Singapur bleiben auf dem Weg dorthin.
Ach ja Kolkatta macht auf den ersten Blick gar keinen so schlechten Eindruck. Wir hatten da viel Schlimmeres erwartet. Wir haben doch schon ein paar Ecken gesehen, die recht nett aussehen. Aber dazu ein ander Mal.
6 Antworten auf „Nanuk macht Sachen – Teil 4 – Der GAU“
Hallo Ihr drei!
Ja, ja schlimmer geht immer aber halteet durch! Lasst euch nicht unterkriegen, verliert nicht die Nerven und den Humor den man in Indien unbedingt braucht!!! Verstehen euch was ihr meint mit tausend Indern rundherum. Hoffen auch das sich Lola wieder zusammenrappelt.
Liebe Gruesse aus Kaernten Kerstin und Rudi
Wir fliegen heute Nacht nach Singapur!!!! Wir reden uns ein dass dann alles besser wird.
Alles gute auf eurer weiteren Reise und dass Lola und Nanuk bald wieder zusammen schnurren… Haltet die Ohren steif, hier bei uns passiert sowas alleine schon wegen dem Wetter…
Liebe Grüsse
Christian
Wir geben uns die allergrösste Mühe. Das wird schon wieder und wir hoffen, dass Neuseeland dann alles vergessen macht.
Hallo zusammen
Ich hoffe die Moral ist nicht ganz im Keller!! Gesund werden, etwas gutes essen und dann sieht die Welt schon wieder anders aus!! In ein paar Wochen habt ihr eine grosse Storry zu erzählen.
In Neuseeland seiht dann alles anders aus. Ich schicke dir gleich noch eine gute Adresse!!
Macht weiter, es kommt besser!!!!!!
Lg Patrick
Ja die Moral ist noch intakt. Aber ihr könnt euch vorstellen wie froh wir sein werden, wenn es am 30. nach Singapur geht. Wir brauchen dringend Erholung auch wenn Kolkata nicht so schlimm ist. Aber erholsam eben auch nicht gerade. Der zweite Indienaufenthalt war für uns definitiv nicht so schlimm wie der Erste. Man weiss einfach schon was einen erwartet.