Was man beim verschiffen alles erleben kann spottet jeder Beschreibung. Und mehr als ein Mal glaubten wir im falschen Film zu sein. Um euch das einmal näher zu bringen werden wir das anhand eines Beispiels versuchen zu erklären. Sozusagen Verschiffen für Anfänger.
Stellt euch folgendes Szenario vor: Ihr seid Deutsche Staatsbürger aus Hamburg und seid zu Besuch in Zürich und wollt nach Paris weiterfliegen um dort etwas Ferien zu machen. Ihr merkt dass ihr viel zu viel Gepäck dabei habt und beschliesst ein paar Sachen in einem Paket nach Paris zu schicken.
Normalerweise würde man die Sachen in einen Karton packen und damit zur Post gehen, das Paket wiegen und messen lassen und dann den daraus resultierenden Preis bezahlen.Dann würde das Paket nach ein paar Tagen in Paris eintreffen und man wäre happy.
So funktionert das aber mit Seefracht leider nicht. Da würde es in etwa wie folgt ablaufen… Vertauscht die deutschen Staatsbürger mit uns, wir sind anstatt in Zürich in Indien und beschliessen nach Neuseeland zu gehen, das Paket wäre ein Container und der Inhalt unser guter Nanuk.
Jetzt zum Ablauf… Ihr habt keinen passenden Karton (container) und beschliessen zur Post (Hafen) zu gehen. Da wird euch gesagt, dass man als Privatperson die Post nicht betreten darf und man müsste dazu einen Post-Agenten anheuern. Das macht ihr also (kostenpflichtig) und mit ihm organisiert ihr einen Karton, der allerdings vom Zoll genehmigt werden muss. Dieser Karton wird zu einem Lager gebracht (hier werden Standgebühren fällig).
Den Inhalt des Kartons müsst ihr nun detailiert auf einer Liste festhalten und einreichen. Der Zoll will für die Inaugenscheinnahme der Liste natürlich eine Gebühr.
Der Inhalt muss nun ins Paket – das muss natürlich ein zertifizierter „InsPaketLeger“ machen, der Geld dafür nimmt. Er berechnet zusätzlich Stauungs und Verpackungsgebühren.
Nachdem alles ordnungsgemäss im Karton ist, wird dieser schliesslich zur Post gebracht (von einem gebührenpflichtigen Mover), wo ein weiterer Zollbeamter (kostenpflichtig) den Inhalt abermals kontrolliert.
Das Paket wird nun im Beisein dieses Zollbeamten verschlossen. In der Zwischenzeit hat der Agent, verschiedentlich telefoniert und gearbeitet und stellt seine erste Rechnung. Dabei hat er verschiedene erbrachte Dienstleistungen vergessen und listet diesehäppchenweise während der nächstes Tage für euch auf. In der Zwischenzeit ist nun rund eine Woche vergangen.
Nun wird nach dem geeigneten Transportmittel gesucht und ein LKW gebucht. Die Transportfirma berechnet nun Kosten für den Transport von der Post zum Fahrzeug (THC genannt) und natürlich für den Transport selbst. Eine „bunkerfee“ kommt zusätzlich hinzu, diese wird vermutlich dafür erhoben, dass im Fahrzeug auch tatsächlich Platz im reserviert wird.
In der Zwischenzeit sind zwei Wochen vergangen und ihr fliegt also nach Paris. In Paris angekommen erkundet ihr die Stadt und fragt euch nach einigen Tagen was wohl mit dem Paket geschehen ist und wo es wohl gerade steckt…
Also ruft ihr euren Agenten an, der euch darüber informiert, dass der Zoll doch noch Fragen hatte und eine weitere Kontrolle angeordnet hat (im Fallen derweil weitere Gebühren ein). Logischerweise ist der LKW in der Zwischenzeit abgefahren und ihr müsst warten bis der nächste kommt. Das ist nach zehn Tagen der Fall.
Nach zehn Tagen fährt der LKW endlich los und kommt nach weiteren 35 Tagen in Paris an.
Die Frachtfirma berechnet nun eine weitere THC für den Transport des Paketes zur zentralen Post in Paris. Da Privatpersonen auch hier nicht persönlich in die Post dürfen muss ein weiterer Mover angeheuert werden (zum Schnäppchenpreis), der das Paket von der Post zu einem Lager transportiert. Im Preis inbegriffen sind tatsächlich ein paar gratis Standtage.
Da in Paris gefährliche Krankheiten lauern, gibt es hier eine staatliche Biosicherheitsstelle (MAF), die zusammen mit dem Zoll operiert. Beide wollen das Paket sehen, da es aber aus dem Drittweltland Schweiz stammt. Hier ist also vorsicht geboten und es wird angeordnet, dass der Karton nur im Beisein eines MAF Beamten geöffnet werden darf. Diese Inspektion ist natürlich kostenpflichtig und wird nach Arbeitszeit, Anreisepauschale usw. berechnet. Der Karton wird als OK eingestuft, der Inhalt leider nicht.
Also muss dieser gereinigt werden (kostenpflichtig) und es wird eine MAF Nachkontrolle fällig. Diese besteht aus einer weiteren Anreisepauschale und wird dann nach Arbeitszeit berechnet. Der KFZ-Behörde fällt es dann auch noch ein das Paket sehen zu wollen und die ordnen eine Inspektion (Pauschlapreis) an. In der Zwischenzeit sind 7 Tage vergangen und ihr geht erst einmal ins Wochenende…
Am Montag kommt der MAF Inspektor noch einmal zum Lager und gibt sein OK. Nun könnt ihr also zum Lager kommen und euer Paket abholen. So einfach kann das also gehen…
6 Antworten auf „Verschiffen leicht gemacht“
Und? Hast Du Nanuk nun schon mal gesehen oder gar berührt?
Das scheint ähnlich zu sein, wie bei einer Paketsendung von der Schweiz nach Deutschland…
Ich hab Nanuk gesehen, berührt und bin sogar kurz drinnen gesessen. Ein bewegender Moment…Alles noch drin – uff! Dummerweise hat sich das Getriebe noch nicht von selbst repariert.
Spannend! Will nun aber umgehend wissen: ist Nanuk im Paket????
Nanuk war ja schon in Indien im Paket. Das Paket ist angekommen und ausgepackt – aber ich darf den Inhalt noch nicht haben. Die Spielverderber von der MAF lassen mich noch nicht. 🙁 „but we’re getting there…“
Wie sang einst Reinhard Mey…:
…einen Antrag auf Erteilung eines Antragformulars
zur Betätigung der Nichtigkeit des Durchschriftexemplars
dessen Gültigkeitsvermerk von der Bezugsbehörde stammt
zum Behuf der Vorlage beim zuständ’gen Erteilungsamt…
Gruss vom anderen
Christian
An den Song hatte ich gar nicht mehr gedacht, trifft aber irgendwie voll zu.