Von Srinagar ging unsere Reise nach Osten in Richtung Ladakh – immer entlang des Kaschmirtals. Leider erfüllte sich unsere Hoffnung nach weniger Verkehr erst einmal nicht und wir kämpften uns wieder einmal auf schmalen Strassen durch kleine Dörfer. Dafür war die Gegend wunderschön und man wähnte sich teilweise in den Alpen. Es gab schöne grüne Täler die von tollen Bergen gesäumt wurden.
Wir wussten auch warum es noch viel Verkehr gab, denn wie bereits im Srinagar Blogeintrag erwähnt, gibt es kurz nach Sonamarg eine hinduistische Pilgerstätte. Diese erreichten wir am frühen Nachmittag. Beziehungsweise sahen wir die Abzweigung zum Camp und dessen Auswirkungen. Wir waren oben auf der Strasse und konnten unten im Tal schon einmal eine erste Idee des hier stattfindenden Touristenwahnsinns sehen. Denn das was wir sehen konnten waren lediglich Reisebusse und zwar Reisebusse soweit das Auge reichte. Man hätte meinen können es findet ein zweites Woodstock oder sonstiges riesiges Open Air statt. Dabei sahen wir ja im Prinzip nur die am weitesten entfernt parkenden Busse. Das Tal in dem das stattfindet ist wirklich schön und wir sahen dass es rund 2 Kilometer von den letzten Bussen entfernt eine schöne Wiese direkt am Fluss gab. Da fuhren wir auch hin und fragten bei den Nomaden nach ob wir für die Nacht bleiben dürften. Das war kein Problem und wir verbrachten einen schönen Nachmittag und eine ruhige Nacht.
Am nächsten Tag konnten wir dann auf der Weiterfahrt das komplette Ausmass der Touristenströme sehen. Es war der pure Wahnsinn! Vom Camp aus sind es noch ein paar Kilometer zu der Amarnath Höhle, wo alle Pilger hinströmen. Die betuchten Touristen können auch einen Helikopter mieten, der Landeplatz ist umzingelt von den hunderten Reisebussen. Dazu kommen noch Unmengen von Kleinbussen und Privatautos. Manche kommen auch mit dem Rad oder laufen, wie wir in den Tagen zuvor sehen konnten. In der kurzen rund vier Monate langen Saison besuchen fünf Millionen Inder diese Höhle. So kann man sich leicht ausrechnen wieso hier so viel los ist. Wir verzichteten gerne auf einen Besuch der Höhle, denn wir mögen schon zu Hause kein Gedränge oder grosse Menschenmassen, und hier in Indien geht’s noch ganz anders zu. Da wären wir schnell überfordert…
Und siehe da, nach dem Camp flachte der Verkehr merklich ab und wir konnten die Passstrasse hoch auf den 3529 Meter hohen Zoji La geniessen. Die Strasse war wieder einmal eine ziemliche Offroad Piste, dafür war Nanuk hier voll in seinem Element.
Die Gegend hatte sich nach dem Pass deutlich geändert, wir waren nun in einer Berglandschaft ohne Grün, hier beginnt eine wüstenartige Gegend und das war nicht zu übersehen. Nach dem Pass stoppten wir unten im Tal bei Kargil um uns langsam an die grossen Höhen zu gewöhnen. Wir wissen ja nicht wieviel Lola verträgt. Also schauen wir dass wir nicht mehr als 400 Höhenmeter am Tag nach oben gehen mit unseren Schlafplätzen.
Kargil liegt sehr nahe an der Line of Control, die temporäre Grenze zu Pakistan. Wir waren hier schon einmal ganz in der Nähe. Rund 100 Kilometer entfernt als wir in Pakistan waren. Nun hatten wir aber rund 2000 Kilometer zurückgelegt um hierher zu kommen. Es gibt eine Strasse, die aber nur den Bewohnern von Kaschmir offen steht. Und das auf beiden Seiten der Grenze. Auch Kargil ist noch muslimisch und man sieht eigentlich kaum einen Unterschied zu den Dörfern in Pakistan. Die Leute verbindet hier oben viel mehr als sie trennt. Sie sprechen die gleiche Sprache und haben die gleiche Kultur. Leider wurde ihr Kulturraum 1947 auf’s übelste getrennt und sie versuchen seither eine automone Region zu werden. Das ist mit einer der Gründe warum es hier immer wieder zu Konflikten kommt und dann alles abgeriegelt wird vom Militär.
Wenige Kilometer nach Kargil gab es dann links und rechts der Strasse zwei Pfosten zwischen denen Gebetsfähnchen gespannt waren. Eigentlich nichts weltbewegendes-zwei Holzbalken mit ein paar bunten Lumpen dran. Aber dieses „Tor“ markiert die Grenze zu Ladakh und das bedeutet, dass hier nun 85 Prozent der Bevölkerung Buddhisten sind und nicht 85 Prozent Muslime, wie noch in Kargil. Schon im nächsten Dorf war das auch zu sehen. Die Häuser sind nach tibetanischem Stil gebaut und die Moscheen sind nun durch Gompas und Stupas ersetzt. Es ist unglaublich was für ein Unterschied man hier in wenigen Kilometern sehen kann.
Unsere Fahrt ging weiter über den den Namika La Pass mit 3760 Metern und kurz darauf zum höchsten Pass auf der Strecke nach Leh, den Fotu La mit 4108 Metern. Somit hat Lola ihren zweiten Viertausender auf dem Konto. Aber auch diesen hat sie verschlafen. Aber vermutlich weiss sie schon, dass dies alles noch Geplänkel ist denn sie wird bald über 5000 Meter Höhe gehen, wenn wir weiter nach Manali fahren.
Wir stoppten noch in Alchi um das alte Kloster anzuschauen und Lola konnte ihre ersten Mönche kennenlernen, die genauso begeistert von ihr schienen, wie die restlichen Leute die wir immer treffen. Allerdings sind sie viel zurückhaltender. Aber Lola scheinen ihre roten Gewänder zu gefallen und winkt immer freundlich. Worauf die Mönche dann ihrerseits freundlich zurücklächeln.
Die grösste Stadt in Ladakh ist Leh, wo wir nach einigem Suchen ein Hotel mit freien Zimmer fanden. Es ist Hochsaison und hier wimmelt es von Touristen. Was für ein Gegensatz zu der Einsamkeit der letzen Tage. Leh ist von Dehli aus in weniger als einer Stunde per Flugzeug zu erreichen, und viele Trekkingrouten können von hier aus gebucht werden. Leh liegt auf rund 3500 Metern und es regnet hier eigentlich nie. Unser Hotelbesitzer hat uns gesagt, dass sie dieses Jahr noch keine Niederschläge hatten…Es ist ja auch erst Ende Juli…Trotzdem ist es in der Stadt sehr grün was an einem ausgeklügelten Bewässerungssystem liegt, das es hier schon lange gibt und mit Glescherwasser gespeist wird. Allerdings denken wir, dass die vielen Touristen doch zu viel Wasser brauchen auf Dauer… Immerhin ist die Saison sehr kurz (Mai-September). Danach sind alle Pässe geschlossen und Leh und Ladakh sind nur noch per Flugzeug erreichbar. Im Herbst sollte man also vorsichtig sein, wenn man mit dem eigenen Fahrzeug nach Süden will, wenn der erste Schnee früh kommt muss man das Auto eventuell für ein paar Monate stehen lassen…
3 Antworten auf „Wir sind in Ladakh“
Wunderbar! Hoffe es wird jetzt etwas entspannter…
Über Regen dürfen wir uns Ende Juli nicht beklagen-und das schon gefühlte 4 Wochen…
Hello Jan and Liliane
Just caught up with your blog today after a few weeks. Then two hours later I listened on the radio to a programme about travelers in Kashmir and Ladhak. You might be interested in it, it is called Excess Baggage on BBC Radio 4 transmitted on August 6 at 10.05 – it can be found on bbc i player. Hope you are all safe and well and still enjoying your travels. I understand that Andre and Arno have parted company and Arno is in Kampala Uganda
Angela
Angela. We will have a look next time we’ll have more reliable internet. And a bummer that the two Amsterdam-Amsterdams have separated. That’s too bad. After reading your comment I checked their website yesterday to see what happend. But other than knowing now that what you said is true I wasn’t able to get further information.