Verschiffung

Insgesamt haben wir auf unserer Reise drei Mal das Auto verschifft. Das hat uns immer viele Nerven, Zeit und auch Geld gekostet. Es war sehr schwer gewesen im Vorfeld verlässliche Informationen zu bekommen über die ganze Verschifferei und so wollen wir hier unsere Erfahrungen und Tips weitergeben. Teilweise waren die Informationen schon veraltet und galten dann nicht mehr, teilweise waren sie in der Zwischenzeit schlichtweg falsch geworden. Deshalb geben wir hier unsere Erfahrungen aus den Jahren 2011 bis 2013 wieder, in der Hoffnung dass wir damit anderen Reisenden weiterhelfen können.

Auf der Reise haben wir immer wieder andere Overlander getroffen, die auch ihre lieben Sorgen mit der Verschifferei hatten und so konnten wir uns oft austauschen. Interessanterweise stehen auch die meisten Anfragen, welche wir über unsere Webseite bekommen im weitesten Sinn mit dem Verschiffen von Fahrzeugen im Zusammenhang.

Im Vorfeld unserer Reise haben wir lange im Internet recherchiert und erstaunlicherweise wenig gute Informationen zum Thema Verschiffung gefunden. Dieses Thema ist durch die Komplexität nicht in zwei Sätzen abzuhandeln, weshalb wir beschlossen haben das in verschiedene Blöcke zu unterteilen. Zum Einen in generelle Tips, die für alle Verschiffungen gelten und zum anderen in länderspezifische Gegebenheiten die für jedes Land anders sind. Dort werden wir in allen Einzelheiten über die Regelungen berichten und welche Erfahrungen wir gemacht haben.

Preise

Wer im Internet zu recherchieren beginnt, wird sehr schnell feststellen, dass es anders als bei Flügen sehr schwer ist Preise herauszubekommen für eine geplante Verschiffungsroute. Beim Fliegen gibt es unzählige Webseiten wo man den Abflughafen und den Zielflughafen eingeben kann, dazu das Datum und schon bekommt man ein paar Preise und somit eine Vorstellung in welchem preislichen Rahmen die Reise zu liegen kommt. Beim Verschiffen geht das so einfach leider gar nicht.

Das liegt zum einen daran, dass es sich hier um Termingeschäfte im Güterumschlag handelt, die von allerlei Faktoren bestimmt werden. Das kann vom Wechselkurs des US Dollars abhängen, von den Rohölpreisen, von der Menge der umgeschlagenen Güter und vielem mehr. Deshalb wird es auch schwierig von einer Reederei ein Angebot zu bekommen das 6 Monate im Voraus liegt. Zwei Monate sind da eher das Maximum, das macht es für jemanden der eine längere Reise plant natürlich schwer.

Um ein Angebot einholen zu können müsst ihr einiges an Informationen liefern. Den Abfahrtshafen, einen Zielhafen, das gewünschte Verschiffungsdatum, Ob ihr per Container oder Roll-on Roll off (RoRo) verschiffen möchtet, Die Fahrzeugdaten, daraus resultiert die Containergrösse oder eben der benötigte Platz auf dem Schiff (bei RoRo). Für die Speditionen interessiert mehr das Volumen als das Gewicht. Wenn ihr einen 20 Fuss Container mietet ist das Gewicht (unter Vorbehalt) erst einmal völlig egal. Die Reedereien wollen einfach wissen, wieviele Container, sie wann transportieren müssen, und wieviele sie davon auf eines ihrer Transportschiffe unterbringen.

Container oder RoRo?

Wir haben immer im Container verschifft, denn mit Containern „handeln“ alle Speditionen und Reedereien. RoRo machen schon nicht mehr so viele, so ist es einfacher Angebote zu bekommen. Hinzu kommt dass das Auto gegen Diebstahl und Salzwasser geschützt ist auf dem teilweise langen Seeweg. Nur als Beispiel sei hier unser transport Perth-Europa genannt, der über 2 Monate dauerte.

Wir haben in einem standard 20 Fuss Container verschifft. Da passt der Landrover Defender 110 gut rein. Die Höhe darf dabei 2,50 m nicht überschreiten. Es gibt auch sogenannte „high cube“ Container, die sind höher aber meist nur in der 40 Fuss Variante erhältlich. Da passen dannn auch zwei Autos rein, dies bedingt aber dass man einen Containerpartner suchen muss. Das hat dann aber den Vorteil, dass pro Auto die Gesamtkosten für die Verschiffung billier werden Denn gewisse Gebühren fallen nur einmal an pro Container und man diese so durch zwei teilen (Dazu später mehr). Es lohnt sich also schon beim Kauf oder Umbau des Expeditionsmobils die endgültige Länge/Höhe im Hinterkopf zu behalten, wenn klar ist das Verschiffungen auf dem Reiseplan stehen. Da kann es zu massiven Kostenunterschieden kommen.

Bei uns war dies ein wesentliches Entscheidungskriterium als wir auf die Suche nach einem Fahrzeug gingen.

Dokumente

Um Verschiffen zu können braucht man für das Auto ein „Carnet de Passage“ – meist als „Carnet“ bezeichnet. Wenn das Auto nicht leer ist, was bei den meisten Reisemobilen der Fall sein wird, muss eine Liste mit den persönlichen Effekten (personal effects) abgegeben werden. Das sollte vollständig sein, aber nicht exzessiv detailiert. Es reicht z.B. Kleider zu schreiben, man muss also nicht jede Unterhose aufzulisten. Oft müsst ihr auch einen Wert für diese persönlichen Dinge angeben, dazu sei angeraten den eher zu niedrig als zu hoch anzusetzen. Sonst könnte jemand auf die Idee kommen euch diese zu besteuern. Hier gibt es Freigrenzen.

Manche Länder (z.B. Australien oder Neuseeland) haben strenge Auflagen zum Thema „Biosecurity“. Da geht es Hauptsächlich darum das Einschleppen von Tieren und Pflanzen zu verhindern.

Diese Länder können ein sogenanntes „fumigation certificate“ verlangt werden. Dieses Dokument bestätigt, dass der Container mit Gas behandelt wurde und so sicherstellt, dass keine lebenden Organismen mehr vorhanden sind. In diesem Zusammenhang sei auch erwähnt, dass Holz als Verpackungs bzw. Stauungsmaterial entsprechend behandelt sein muss. Wenn ihr aus Europa verschifft, braucht es das normalerweise nicht, da wir aber aus Indien nach Neuseeland kamen sehr wohl. Also im Vorfeld erkundigen welche Regelungen im Zielland gelten – die Spedition weiss aber normalerweise davon und wird euch entpsrechend unterrichten. Ausserdem tauchen solche Posten im Angebot normalerweise auf der Kostenseite auf.

In einigen Fällen muss beim Auslösen des Fahrzeugs auch das Einreisevisum nachgewiesen werden. Daher lohnt es sich eine Kopie davon parat zu haben. Ausserdem lohnt es sich auch Kopien der Fahrzeugpapiere bzw. Registration im Heimatland zur Hand zu haben. Kopien des Reispasses (erste Seite) können ebenfalls verlangt werden.

Abfahrtshafen – Zielhafen

Wir hatten immer wieder davon gehört, dass man das Auto selbst in den Container laden kann und verstauen bzw. verzurren kann, gleiches für das Entladen im Zielhafen. Das war früher vermutlich möglich, aber unsere Erfahrungen sind anders. Das Hafengelände darf nur noch von berechtigten Speditionen betreten werden und das war auch in Indien der Fall. Das bedeutet im Klartext, dass ihr auf beiden Seiten eine Spedition benötigt die das für euch erledigt. Interessanterweise, waren die Kosten für das komplette Beladen und Entladen immer die grössten Preisposten bei der Verschiffung. Aber daran lässt sich nichts rütteln. Privatpersonen können den Hafen nicht betreten.

Bei der Verschiffung siehr das im Idealfall so aus, dass ihr einen Spediteur gefunden habt. Der hat dann irgendwo ausserhalb des Hafens (aber meist in dessen Nähe) ein Lager. Zu dem bringt ihr euer Auto. Dort gebt ihr die Schlüssel und das Carnet ab, der Rest wird alles erledigt – für irgendwas bezahlt ihr das viele Geld ja. Die Zollabwicklung und alles weitere wird vom Spediteur erledigt. Wenn der Container fertig beladen ist wird er versiegelt und gibt es ein sogenanntes „Bill of Lading“, dort ist die Containernummer, der Abfahrthafen und Zielhafen vermerkt. Ohne dieses Dokument kann der Container nicht abgeholt werden. Dann geht der Container in den Hafen und wird auf das Schiff verladen und los geht die Reise.

Das Bill of Lading wird euch entweder vom Spediteur ausgehändigt (unbedingt im Orginal) und ihr nehmt es zusammen mit dem vom Zoll abgestempelten Carnet mit ins Flugzeug. Dann müsst ihr das dem Spediteur im Zielland geben, damit er den Container auslösen kann. Der Idealfall ist der, dass euer Spediteur im Zielland einen Partner hat und das alles elektronisch übermittelt wird. Das gilt dann auch für das Carnet, welches per Kurier an den Partner geschickt wird. Euch wird dann der Name des Schiffes mitgeteilt und meist auch eine Trackingnummer. So könnt ihr im Internet sehen wo sich euer Container gerade befindet. Ihr werdet über das voraussichtliche Ankuftsdatum des Containers informiert.

Bei der Ankunft muss der Spediteur euren Container im Normalfall innerhalb von drei Tagen aus dem Hafen herausholen, sonst werden teure Standgebühren fällig. Der Spediteur selbst lässt euch irgendwo zwischen 7-10 Tage Zeit den Container auf seinem Gelände auszuladen. Stellt sicher, dass in eurem Angebot die Rückgabe des Containers inbegriffen ist, sonst wird dafür eine eigene Gebühr berechnet.

Wer eine längere Distanz verschifft hat meist genug Zeit, dem Spediteur im Zielhafen alle Unterlagen zukommen zu lassen, falls das nicht direkt vom Partner erledigt wird. So kann bei der Ankunft wertvolle Zeit gespart werden. Denn meist muss ein Termin beim Zoll, der Biosecurity usw. gebucht werden. Wenn diese schon vorher stehen, geht alles flüssiger.

Sonst wartet man immer wieder 1-3 Tage bis ein Inspektor Zeit hat. Sollte dann noch ein Wochenende zwischendrin liegen ist so schnell eine Woche verloren. Geduld sollte man aber trotzdem mitbringen, denn schnell geht es selten. Und nachdem man durch den ganzen Prozess hindurch ist, weiss man meistens wie man es schneller hätte machen können. Aber hinterher ist man bekanntlich immer schlauer.

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